Ars Iuvenis - Junge Künstlerinnen malen Rom
März 2025. Vier Nachwuchskünstlerinnen aus Haltern am See und Umgebung erhalten ein Stipendium in der Kunsthalle Burkamp. Unter der Leitung von Frank Burkamp erlernen sie traditionelle Maltechniken, entdecken den kreativen Umgang mit Materialien und Farben und setzen sich intensiv mit der römischen Geschichte auseinander. So entsteht eine lebendige Verbindung von Kunst und Archäologie, Vergangenheit und Gegenwart.
Das Projekt Ars Iuvenis - Junge Künstlerinnen malen Rom fördert junge Talente, stärkt ihre individuelle Ausdruckskraft und eröffnet neue Perspektiven auf die Antike. Höhepunkt ist eine Ausstellung im LWL-Römermuseum, in der die entstandenen Werke erstmals öffentlich gezeigt werden.
Ermöglicht wird das Stipendium durch die Unterstützung der Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial Versicherung, des Lions Club Haltern am See, des Vereins der Freunde und Förderer des Westf. Römermuseums Haltern e.V. und der KulturStiftung Masthoff in Kooperation mit der Kunsthalle Burkamp.
Vom Atelier ins Museum
Juli 2025: Die Malereiphase des Projektes im Atelier Burkamp ist abgeschlossen. Damit endet eine intensive und inspirierende Zeit und gleichzeitig beginnt ein neuer Abschnitt.
Die Stipendiatinnen Annika Stürzebecher, Julia Kalus, Lilli Pikorz und Nele Hülsmann haben in den vergangenen Monaten neue Perspektiven entdeckt, mit Techniken experimentiert und ihre individuellen Arbeitsansätze weiterentwickelt. Ob es um den passenden Farbton für die Imprimitur ging oder um konstruktives Feedback für andere Künstlerinnen. Sie fanden nicht nur schnell Antworten, sondern nutzten diese gezielt zur Weiterentwicklung ihrer Arbeit.
Hervorzuheben sind insbesondere das große Engagement, die Offenheit und die Eigenständigkeit, mit der die Stipendiatinnen ihre Projekte verfolgt haben. Zahlreiche Zeichnungen, Studien (u. a. Stillleben) und schließlich die Werke, die sich individuell mit dem Thema „Rom“ und der römischen Antike auseinandersetzen, dokumentieren die künstlerische Entwicklung der vergangenen Monate eindrucksvoll.
Ab 28. Oktober sind die entstandenen Werke dann im LWL-Römermuseum zu sehen.
Von links nach rechts: Dr. Josef Mühlenbrock (LWL-Römermuseum), Gerda Sohn (Lions Club / Römercafé), Annika Stürzebecher (Stipendiatin), Lilli Pikorz (Stipendiatin), Dr. Thomas Schmidt (KulturStiftung Masthoff), Nele Hülsmann (Stipendiatin), Frank Burkamp (Kunsthalle Burkamp), Dr. Carsten Radas (Lions Club / Römercafé), Elisabeth Westermann (KulturStiftung Masthoff), Daniela Radas (Lions Club / Römercafé), Antje Sprenger (Lions Club / Römercafé), Dr. Lisa Stratmann (LWL-Römermuseum), Thomas Tenkamp (Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial Versicherung) sowie Annika Springstubbe (Kunsthalle Burkamp). Die Stipendiatin Julia Kalus ist nicht abgebildet.
Junge Talente fördern
Von den Werken der Stipendiatinnen können ausgewählte Skizzen und Ölgemälde erworben werden. Interessierte Besucher:innen haben die Möglichkeit, über ein Online-Formular Gebote abzugeben:
Einfach auf das gewünschte Bild klicken. Dadurch wendet es sich. Auf der Rückseite auf den Link klicken und das Formular ausfüllen. Nach Ende der Ausstellung erhält das höchste Gebot den Zuschlag – eine besondere Gelegenheit, junge Kunst aus Haltern am See zu unterstützen und zu fördern.
Annika Stürzebecher
Im Rahmen des Stipendiums zur „römischen Antike“ entstand meine Werkserie über Gladiatorenkämpfe. Die Idee kam mir nach einer Führung durch das LWL-Römermuseum, bei der uns römische Fundstücke gezeigt wurden. Besonders beeindruckt hat mich eine kunstvoll verzierte Speerspitze – sie erinnerte mich an meinen Lateinunterricht, in dem wir römische Festspiele behandelten. Die Welt der Gladiatoren, mit all ihrer Brutalität und Faszination, zog mich schon damals in ihren Bann. In meiner Arbeit sehe ich Parallelen zu modernen Dystopien wie „Die Tribute von Panem“, in denen Menschen durch ein System zum Kampf gezwungen werden. Mein erstes Ölgemälde zeigt den „Pollice verso“, das Urteil des Kaisers über Leben und Tod. Die Arbeit mit Ölfarben war eine neue, herausfordernde, aber sehr bereichernde Erfahrung.
Julia Kalus
Meine Werkserie widmet sich Venus - der Göttin der Liebe und Schönheit, der Fruchtbarkeit, Sinnlichkeit und des Vergnügens. Als mythische Stammmutter des römischen Volkes und Schutzmacht Roms nimmt sie eine zentrale Rolle in der römischen Mythologie ein. Inspiriert von Botticellis „Die Geburt der Venus" und antiken Statuen erkunde ich die vielen Facetten der Venus - von symbolischen Assoziationen wie dem verführerischen Apfel über die körperliche Sinnlichkeit und Anziehungskraft bis hin zur stillen, seelischen Liebe. Meine Arbeiten verbinden historische Bezüge und persönliche Interpretationen, die Venus als zeitlose Projektionsfläche menschlicher Sehnsucht und Schönheit zeigen.
Lilli Pikorz
Meine Werkserie widmet sich dem Colosseum in Rom – Symbol römischer Kultur, Geschichte und Macht. Durch die Verbindung von abstrakter und realistischer Darstellung wollte ich die Vielschichtigkeit dieses Bauwerks zeigen: Es steht für Größe und Errungenschaften, aber auch für Gewalt und Spektakel. Die abstrakte Form öffnet Raum für Emotion und Interpretation, die realistische betont historische Präzision. Inspiriert von der Vielfalt römischer Architektur wollte ich ihre Wirkung in der Malerei erfahrbar machen. Besonders die naturalistische Darstellung war eine neue, aber lohnende Herausforderung.
Nele Hülsmann
Meine dreiteilige Werkserie thematisiert die soziale Ungleichheit im antiken Rom. Die Größe der Leinwände steht dabei im Verhältnis zur Zahl der Menschen in den jeweiligen Ständen. Ein alter Bettler auf der größten Leinwand symbolisiert die breite verarmte Bevölkerung. Der römische Soldat auf der mittleren Leinwand repräsentiert die kleinere Mittelschicht. Die kleinste Leinwand zeigt eine wohlhabende Frau als Sinnbild der reichen Oberschicht. Die Serie lädt dazu ein, über Macht, gesellschaftliche Wertigkeiten und die fortbestehende Sichtbarkeit von Armut nachzudenken.