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Kline

Römisches Totenbett mit Knochenschnitzereien

© LWL-Römermuseum

Kline (Totenbett)

Fundort

Haltern am See

Kreis Recklinghausen


Fundumstände

Kontext: Römisches Gräberfeld, Grab

Funddatum: 2006


Objekt

Material Original: Rinderknochen

Material Rekonstruktion: Nylon, Eisen, Holz

Höhe: 103,6 cm

Länge: 210,8 cm

Breite: 93 cm


Datierung 

um Chr. Geb.

Kline (Totenbett)

In dem Bereich zwischen Hauptlager und Annaberg konnten von 1982 bis 2009 mehr als 100 Gräber aus der älteren römischen Kaiserzeit archäologisch untersucht werden. Es handelt sich dabei ausnahmslos um Brandbestattungen, bei denen die Verstorbenen auf einem Scheiterhaufen verbrannt und deren sterblichen Überreste anschließend in Urnen im Boden beigesetzt wurden.

In 14 solcher Gräber haben sich u. a. auch Fragmente geschnitzter Knochen gefunden worden, die als Verzierung von sogenannten "Klinen" gedient haben. Auf diesen wurden die Verstorbenen während der Bestattungszeremonie aufgebahrt und schließlich verbrannt. Klinen werden daher oft auch als "Totenbetten" bezeichnet, obwohl sie gleichermaßen Gegenstände des täglichen Gebrauchs darstellen und nicht ausschließlich für Bestattungszwecke angefertigt wurden.

In dem Grab 22/2006 haben sich besonders viele Fragmente des ehemaligen Totenbettes erhalten, sodass hier in etwa 50% bis 60% der Verzierung vorliegen. Aus diesen Resten konnte das einstige Dekor der Kline als 3D-Druck wieder vollständig rekonstruiert werden.

Außerhalb Italiens und Südfrankreichs weist Haltern den größten Anteil an Funden innerhalb eines römischen Gräberfeldes auf, die zu solchen Klinen gehörten. Insgesamt ähneln die Bestattungen und Grabbauten von Haltern denen italischer Gräberstraßen. Deshalb ist davon auszugehen, dass es sich bei den Legionären und Truppenangehörigen um Personen aus dem italischen Kulturkreis gehandelt hat, die ihre Grabsitten und religiösen Vorstellungen mit nach Haltern brachten.

Literatur

S. Berke, Geschnitzte Klinenteile aus dem Gräberfeld von Haltern. Mitteilungen der Archäologischen Gesellschaft Steiermark 3/4, 1991, 33–44.

S. Berke, Eine römische Kline aus Haltern. Archäologie in Deutschland 6/2002, 24–26.

S. Berke, Zu Klinen mit Beinschnitzereien aus der römischen Nekropole von Haltern. In: D. Hellfaier (Hrsg.), Museum, Region, Forschung. Festschrift für Rainer Springhorn (Detmold 2011) 285–291.

S. Berke, Tod in Aliso. Kunstvolle Ruhebetten für den Scheiterhaufen, in: 100 Jahre / 100 Funde. Das Jubiläum der amtlichen Bodendenkmalpflege in Westfalen-Lippe (Darmstadt 2020) 156–157.

S. Berke/L. Pak/S. Pechtold/M. Vianden, Die Römische Kline in Haltern. In: T. Otten/J. Kunow/M. M. Rind/M. Trier (Hrsg.), Archäologie in NRW 2010–2015. Funde – Forschungen – Methoden. Archäologische Landesausstellung Nordrhein-Westfalen. Schriften zur Bodendenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen 11,2 (Darmstadt 2015) 67–70.

S. Berke/D. Sander, Klinen mit Beinschnitzereien aus der römischen Nekropole von Haltern am See. Archäologie in Westfalen-Lippe 2010, 2011, 268–272.

L. Pak/K. Sundermann/S. Pechtold, Die Fertigstellung der 3-D-Rekonstruktion einer Kline von Haltern. Archäologie in Westfalen-Lippe 2015, 2016, 254–257.

L. Pak/M. Vianden, Die 3-D-Rekonstruktion der Verzierungselemente einer römischen Kline aus Haltern. Archäologie in Westfalen-Lippe 2014, 2015, 283–285.